Strausberger Frauenporträts von A - Z
D
Danicke, Lieselotte
Danicke, Lieselotte
Pastorenfrau / Technische Assistentin
geb. am 19.10.1913 in Berlin
verst. am 30.11.2001 in Strausberg
Frau Lieselotte Danicke, geb. Kaul, wuchs in Berlin auf. Dem Wunsch ihres Vaters entsprechend, absolvierte sie nach dem Schulabschluss an der Fachschule eine Berufsausbildung zur Technischen Assistentin. Im Anschluss war sie am Institut für Bäckerei- und Milchverarbeitung im Stadtbezirk Wedding tätig. Im Jahr 1937 heiratete sie den seit dem 01.12.1936 in Strausberg tätigen Pastor der Bekennenden Kirche, Herrn Wolfhard Danicke. Im Zuge der kirchenpolitischen Entwicklung der Jahre 1932/33 zu einer Staatskirche mit der Herausbildung der „Glaubensgemeinschaft Deutsche Christen“ manifestierte sich als Gegenbewegung die „Bekennende Kirche“. Ihrem Ehemann, der auch in einer beruflichen Verbindung zu Dietrich Bonhoeffer stand, wurde aus diesen Gründen eine Tätigkeit in St. Marien verwehrt. Die Familie lebte in einer Wohnung am Marktplatz. In den Jahren 1939 und 1943 wurden die beiden Söhne geboren. Ihr Ehemann wurde 1939 eingezogen. In der Chronik der Bekennenden Kirche Strausberg aus dem Jahr 1939 heißt es: „ … Die Frauenstunde und gelegentlich auch Jugendstunde und Kindergottesdienst wurden von Frau Pastor Danicke bestritten, …“. Ihr Ehemann verstarb 1944 in der Gefangenschaft. In den 1950-ziger Jahren begann Frau Lieselotte Danicke im Außendienst der kirchlichen Fürsorge zu arbeiten und fuhr mit dem Moped in die umliegenden Dörfer. Ab 1961 war sie als Sprechstundenhilfe und Bürokraft bei Frau Dr. Gertrud Rossner in Strausberg tätig. Ihr letztes zu Hause war das Bonhoeffer-Haus der Elisabeth-Stiftung in Strausberg.
Foto: privat
Literatur: Reschke, Wolfgang: St. Marien und andere Gotteshäuser, 2006
Blank, M./Schwarze, Dr. R.: Strausberg nach 1945 - Frauen der ersten Jahre
F
Freydanck, Henriette Charlotte Louise
Freydanck, Henriette Charlotte Louise
Hausfrau
geb. am 16.12.1818 in Strausberg verst. am 21.10.1888 in Strausberg
Geboren wurde Henriette Charlotte Louise als 4. Tochter des Strausberger Tuchmachergesellen Friedrich Wilhelm Wurstmacher und seiner Ehefrau. Die Familie lebte später in Berlin. Vermutlich lernte sie dort Carl Daniel Freydanck (1811-1887), einen Vedutenmaler der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM), kennen. In Berlin erfolgte am 13.04.1839 die Eheschließung. Die Ehe blieb kinderlos. Nach 1848 zog das Ehepaar Freydanck in die Stadt Strausberg und erwarb ein Grundstück in der heutigen August-Bebel-Straße. Ihr Ehemann war in Strausberg als Maler tätig und gründete ein "Photographisches Atelier". Im eigenen Haus baute er eine Seidenraupenzucht auf, wobei ihn sicherlich seine Ehefrau bei der Pflege und Versorgung der Raupen unterstützte. Frau Henriette Charlotte Louise Freydanck verstarb im Alter von 77 Jahren in Strausberg. Ein Porträt von ihr ist leider nicht bekannt.
Wenn Sie Informationen zum Leben und Werk der Familie Freydanck in Strausberg haben (z.B. alte Fotoaufnahmen des Photographischen Ateliers vor dem Landsberger Thore No.270), würden wir uns sehr über eine Kontaktaufnahme mit dem Verein Akanthus freuen.
Foto: privat
Literatur: Katalog der Ausstellung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin & Staatliche Porzellan-
Manufaktur Berlin (KPM) „Carl Daniel Freydanck 1811-1887 – Ein Vedutenmaler der
Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM)"
G
Grubel, Caroline
Grubel, Caroline
Hausfrau
geb. am 18.04.1800 in Strausberg
verst. am 17.12.1877
Frau Caroline Grubel ist eine geborene Heller. In ihrer ersten Ehe war sie eine verheiratete Michaelis. Nach ihrer Scheidung ging sie mit Herrn August Ernst Grubel (1788-1851) eine erneute Ehe ein.
August Ernst Grubel war Kontrolleur des Brandenburger Landarmenhauses in Strausberg und ab 1839 Comissarius (Oberinspektor).
Das Porträt von Frau Caroline Grubel ist ein Gemälde des Landschaftsmalers Carl Daniel Freydanck (1811-1887), der ab 1848 in Strausberg lebte. Im Jahr 2010 wurde das Bild mit zwei weiteren Porträts von der Stadt Strausberg für das Stadtmuseum erworben. Alle drei Gemälde sind im Biedermeierzimmer des Stadtmuseums zu besichtigen.
Foto: privat
Literatur: Ausstellung Stadtmuseum Strausberg
H
Hardel, Lilo
Hardel, Lilo
Schriftstellerin
geb. am 22.06.1914 in Berlin
verst. am 26.08.1999 in Nonnevitz/Rügen
Frau Lilo Hardel lebte und arbeitete als freie Schriftstellerin mit ihrem Ehemann, dem Schriftsteller Gerhard Hardel (1912-1984), in den Jahren 1951 bis 1969 in Strausberg. Die Familie bewohnte das Holzhaus in der Thälmannstraße 111 in der Vorstadt, was Gerhard Hardel als die kleine Romanfabrik des Schriftstellerehepaares bezeichnete.
Frau Lilo Hardel schrieb in ihren Strausberger Jahren zahlreiche Kinder- und Jugendbücher, z.B. „Pieps und Hanna“, „Mariechens Apfelbaum“, „Die lustige Susanne“. Sie schrieb für ihre Töchter Claudia und Rose und für alle Kinder in der DDR. Als Autorin war sie Mitglied des Schriftstellerverbandes der DDR und wurde mit dem Nationalpreis, dem Vaterländischen Verdienstorden, dem Alex-Wedding-Preis sowie weiteren Würdigungen ausgezeichnet. Die Verbundenheit der Schriftstellerin mit Strausberg findet sich vor allem in dem im Jahr 1959 veröffentlichten Jugendbuch „Theater in der kleinen Stadt“ wieder, dessen Geschichte über eine junge Liebe in einer beschriebenen „Romanstadt“ viele Bezüge zu Strausberg aufweist. Von Strausberg zog das Schriftstellerehepaar nach Berlin. Später erwarb die Familie ein Haus auf Rügen, welches Frau Lilo Hardel in ihren letzten Lebensjahren bewohnte. Der Kinderbuchverlag gratulierte der Schriftstellerin zum 70. Geburtstag mit der Herausgabe eines ihr gewidmeten Buches mit dem Titel „Das Mädchen aus Berlin“.
Foto: privat
Literatur: Schornsheim, Kurt: Prominente in ihren Beziehungen zu Strausberg, Akanthus-Mitteilungen 19/2007
Schwarze, Dr. Reiner: Abhandlung „Das Mädchen aus Berlin“ in ihren Strausberger Jahren, 2000, Stadtmuseum Strausberg
J
Jahnke, Ingeborg
Jahnke, Ingeborg
Verwaltungsangestellte
geb. am 11.08.1921 in Graudenz
verst. am 09.07.1987
Frau Ingeborg Jahnke war in der Zeit von Juli bis September 1959 kommissarische Bürgermeisterin der Stadt Strausberg während der Beurlaubung des amtierenden Bürgermeisters Franz Hübner. Sie übernahm das Amt der kommissarischen Bürgermeisterin für die Stadt Strausberg nochmals in der Zeit von August 1964 bis Oktober 1965. Später war Frau Ingeborg Jahnke Bürgermeisterin in Herzfelde.
Foto: Chr. Matthes/R.Barthel: Strausberger Markt- und Rathausgeschichte, Akanthus-Mitteilungen 24/2011
Literatur: Chr. Matthes/R.Barthel: Strausberger Markt- und Rathausgeschichte, Akanthus-Mitteilungen 24/2011
K
Klar, Herma
Klar, Herma
Museologin / Diplom-Ethnographin
geb. am 09.10.1943 in Böhmen verst. am 01.11.2020 in Neuenhagen
Frau Herma Klar studierte in Leipzig Museologie. Nach erfolgreichem Abschluss übernahm sie die Leitung des Heimatmuseums in Templin. Später erwarb sie im Hochschulfernstudium an der Humboldt-Universität Berlin den Abschluss als Diplom-Ethnographin. Im Jahr 1980 wurde Frau Herma Klar die Leiterin des Strausberger Heimatmuseums (heute Stadtmuseum). Ein Vierteljahrhundert lang widmete sie sich mit Leidenschaft der Forschung, Sammlung und Präsentation von Heimatgeschichte. Bei der Ausgestaltung des Museums war es ihr wichtig, dem Besucher neben der Wissensvermittlung auch den ästhetischen Genuss in einer stimmungsvollen Atmosphäre zu verschaffen. Sie war Mitglied des Museumsverbandes des Landes Brandenburg. Auf Initiative von Frau Herma Klar gründete sich 1993 in Strausberg der Verein „Akanthus“, dessen langjährige Vorsitzende sie war. Sie publizierte vor allem Aufsätze zur Strausberger Stadtgeschichte und bedeutenden Persönlichkeiten, z.B. dem Landschaftsmaler Carl Daniel Freydanck (1811-1887) oder dem Architekten und Bauunternehmer Otto Bertschy (1837-1903). Unvergesslich für alle die teilnehmen konnten, waren ihre Stadtrundgänge und zuletzt eine Führung über den St. Marien-Friedhof in der Berliner Straße. Frau Herma Klar war verheiratet und hatte einen Sohn.
Foto: Archiv Akanthus
Literatur: Brandenburger Museumsblätter Nr. 37, 01/2021
König, Ingeborg
König, Ingeborg
Segelfliegerin
geb. am 27.02.1914 in Altentreptow
verst. am 02.03.2007 in Landau
Frau Ingeborg König, geborene Wetzel, kam als Kind nach Strausberg, als ihr Vater, Martin Wetzel, eine Stelle als Pfarrer in St. Marien (1931 – 1936) antrat. Sie wurde Mitglied der Strausberger Frauensegelgruppe und erlernte das ABC des Fliegens am Schlächter-Berg. Ab 1935 studierte sie in Königsberg/Ostpreußen die Fachrichtungen Sport, Mathematik und Biologie und schloss sich dort der Segelflugabteilung des Hochschulinstituts an. Am 01.07.1937 vollbrachte Frau Ingeborg König unter ihrem Mädchennamen Wetzel in Palmnicken/Ostpreußen den Dauerweltrekord für Frauen von 18 ½ Stunden. Sie heiratete 1939 den Segelfluglehrer Reinhold König, mit dem sie nach dem Ende des II. Weltkrieges nach Landau/Pfalz zog. Sie gründete mit ihm die Fluggruppe des Landauer Aero Clubs.
Foto: privat
Literatur: Reschke, Wolfgang: St. Marien und andere Gotteshäuser, 2006
Bukowski, H./Kleest, H.: Start und Ziel
M
Matte, Brigitte
Matte, Brigitte
Großhandelskaufmannsgehilfin
geb. am 21.06.1924 in Berlin
verst. am 18.06.2013 in Strausberg
Frau Brigitte Matte erlernte den Beruf einer Großhandelskaufmannsgehilfin bei der Phönix-AG für Zahnbedarf in Berlin. Wegen der Luftangriffe auf Berlin hielt sie sich mit den Eltern ab 1943 bei den Großeltern in Strausberg auf. Die Strausberger Großeltern mütter- und väterlicherseits gehörten der SPD an. Ihr Großvater, Georg-Kurtze (nach ihm wurde die ehemalige Ritterstraße in der Altstadt benannt), setzte in Strausberg am 21.04.1945 mit einem weißen Tuch ein Zeichen für die heranrückende Rote Armee. Nach dem Kriegsende blieb Frau Matte in Strausberg, trat in die SPD ein und arbeitete im Arbeitsamt. 1947 heiratete sie Erwin Matte, den Leiter des Arbeitsamtes. Die Familie bekam zwei Söhne. Ab 1965 war sie an der Erweiterten Oberschule „Diesterweg“ (heute Fontane-Gymnasium) als Sekretärin tätig. 1995 trat Frau Brigitte Matte erneut in die SPD ein. Sie wurde Vorstandsmitglied der Interessengemeinschaft Geschichte der Strausberger Arbeiterbewegung e.V. . Mit großem Engagement widmete sich Frau Brigitte Matte der Erforschung der Strausberger SPD-Geschichte und war eine bekannte Zeitzeugin in Strausberg.
Foto: Stadtmuseum Strausberg
Literatur: Blank, M./Schwarze, Dr. R.: Strausberg nach 1945 - Frauen der ersten Jahre
Raschke, Simone: „PROFILE aus MÄRKISCH-ODERLAND“, Band 1, - Bürger unserer Zeit
N
Nitschke, Marie
Nitschke, Marie
Krankenschwester / Fürsorgerin
geb. 1842
verst. 1925 in Strausberg
Frau Marie Nitschke arbeitete in Strausberg als Krankenschwester und Fürsorgerin und war auch in der Provinzialschulanstalt tätig. Außerdem engagierte sie sich im Vaterländischen Frauenverein.
Verheiratet war sie, eine geborene Schmarbeck, mit dem Böttgermeister Otto Nitschke. Die Familie lebte in der Grünstraße 8 in der Strausberger Altstadt und hatte mehrere gemeinsame Kinder.
Frau Marie Nitschke war sehr bescheiden und nahm kein Geld für ihre Hilfeleistungen. In Strausberg genoss sie große Anerkennung und Beliebtheit.
Foto: Strausberger Zeitung, 1925
Literatur: Klar, Herma, Archivbilder, 2004
R
Redlow, Margarete
Redlow, Margarete
Angestellte, Heimleiterin
geb. am 22.11.1901 in Prädikow
verst. unbekannt
Frau Margarete Redlow war in der Zeit von September 1952 bis Juni 1953 kommissarische Bürgermeisterin
der Stadt Strausberg während des Einsatzes des amtierenden Bürgermeisters Friedrich Blaube bei der Verwaltungs- und Strukturreform.
Foto: Chr. Matthes/R.Barthel: Strausberger Markt- und Rathausgeschichte, Akanthus-Mitteilungen 24/2011
Literatur: Chr. Matthes/R.Barthel: Strausberger Markt- und Rathausgeschichte, Akanthus-Mitteilungen 24/2011
Rossner, Dr. med. Gertrud
Rossner, Dr. med. Gertrud
Ärztin
geb. am 03.08.1903
verst. am 18.03.1984
Frau Dr. med. Gertrud Rossner praktizierte als Kinderärztin fünfzig Jahre in Strausberg und Umgebung. Ihr Beruf war
ihre Berufung. Sie half, wann immer sie gerufen wurde und genoss ein hohes Ansehen in der Bevölkerung. Sie wurde
mit "Fräulein Doktor" angesprochen.
Ihr großes Engagement als Ärztin wurde im Jahr 1976 mit der Ernennung zur Ehrenbürgerin der Stadt Strausberg
gewürdigt. Die Seniorenwohnanlage in der Schulstraße 1, inmitten der Strausberger Altstadt, erhielt am 14.09.2006
den Namen "Dr. Gertrud Rossner Haus".
Frau Dr. med. Gertrud Rossner hat ein Ehrengrab der Stadt Strausberg auf dem Friedhof (St. Marien)
in der Berliner Straße 103 in Strausberg.
Foto: privat
S
Schubert, Karin
Schubert, Karin
Gründerin Hochzeitshaus Schubert
Maßschneiderin
geb. am 07.10.1951 in Strausberg
verst. am 23.02.2020 in Strausberg
Frau Karin Schubert war eine gebürtige Strausbergerin und Mutter eines Sohnes. Nach der Schulzeit absolvierte sie in Berlin eine Lehrausbildung in ihrem Traumberuf als Schneiderin. Später erwarb sie den handwerklichen Meisterbrief als Maßschneiderin. Frau Schubert kam zurück nach Strausberg, arbeitete im örtlichen Dienstleistungsbetrieb und bildete den Schneidernachwuchs aus. Sie entwickelte den Wunsch, trotz aller damit verbundenen Probleme, sich beruflich als Maßschneiderin selbständig zu machen. Mit Erfolg begann Frau Schubert am 01.03.1982 ihre Selbständigkeit im eigenen Haus. Nach der Wende ging die Nachfrage an Maßanfertigungen in ihrem „Lila Salon“ zurück. Sie orientierte sich neu – Hochzeitshaus Schubert – und führte ein weit über Strausberg hinaus bekanntes Geschäft am Marktplatz.
Foto: privat
Literatur: Raschke, Simone: „PROFILE aus MÄRKISCH-ODERLAND“, Band 1, - Bürger unserer Zeit
Spanger, Uwe: Vom Maßatelier zum Hochzeitshaus, Märkische Oderzeitung, 29.02.2012